Wo essen wir und wenn ja, wie viele? Das kostenlose Mittagessen ist eine Geschichte voller Missverständnisse!

Ja, der Beschluss des Abgeordnetenhauses mit dem kostenlosen Mittagessen für alle Grundschüler ist eine gute Idee! Wie alle guten Ideen, gewinnt eine gute Idee allerdings noch enorm, wenn sie gut umgesetzt wird.

Wir haben ein bisschen das Gefühl, dass der Beschluss den Stempel “Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht!” bekommen wird.

Worum geht es eigentlich?

Ab dem Sommer spendiert der Senat allen Grundschülern ein kostenloses Mittagessen, unabhängig davon, ob sie einen eFöB-Vertrag haben, oder nicht. Für die Schüler und Schülerinnen mit eFöB-Vertrag ändert sich nichts, der Vertrag wird geändert und die Kosten für das Essen auf EUR 0,00 verändert. Eltern von Schüler und Schülerinnen ohne eFöB-Vertrag schließen direkt einen Vertrag mit dem Caterer ab. Im Vertrag (Vertrag hier herunterladen) steht dann zwar auch EUR 0,00, hier geht es um Planungssicherheit und Verbindlichkeit. HIER findet sich ein Schreiben vom Senat zum kostenlosen Mittagessen und HIER ein Infobrief von Sandra Scheeres, der Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. Spoiler: alles kein Problem!

Sicher ist von allem eins: es werden mehr Kinder essen als vorher. Grundvoraussetzung für jede Art der Planung bei diesem Thema ist: wie viele Kinder nehmen am Mittagessen teil? Hier hat der Bezirk die Wahl zwischen einer der folgenden Herangehensweisen: 

  • die traditionelle (Kristallkugel oder Orakel) 
  • die professionelle (rechtzeitig den Bedarf bei den Eltern abfragen) 
  • die suboptimale (den Bedarf schätzen)

Und was macht der Bezirk? Er entscheidet sich für eine Mischung aus der ersten und der dritten Möglichkeit. Kann man so machen, aber dann ist die Planung ein bisschen so, wie Backen ohne Waage und Rezept: kann klappen, muss aber nicht. 

Aktuell essen rund 400 Kinder im eFöB. Und für die Planung ist es entscheidend, ob 100 oder 200 Kinder mehr essen. Daher sei euch noch mal ans Herz gelegt, an unserer Umfrage mitzumachen. HIER ist der link zur Umfrage. Denn, da sind wir uns ja alle einig: schön wäre es schon, wenn dann alle Kinder einen Stuhl an einem Tisch hätten, mit eigenem Teller und Besteck (das muss ja auch zusätzlich bestellt werden) – und ausreichend Zeit zum Essen.

Vorgabe vom Senat: Mittagessen bis 13:30 Uhr

Und hier kommen wir auch schon zum nächsten Aspekt dieses Themas – nicht nur, dass mehr Kinder essen, das Mittagessen muss auch für alle bis 13:30 Uhr abgeschlossen sein. Letzteres ist eine Vorgabe vom Senat. Wir Eltern stehen dahinter, sorgt das doch dafür, dass nicht, wie bisher, viele Kinder erst nach 14.00 Uhr ihr Mittagessen bekommen. Einige Kinder der höheren Klassen essen sogar noch später. Wir sprechen also über Rhythmisierung – ein Thema, das uns Elternvertreter schon lange beschäftigt…

Wenn also mehr Kinder in kürzerer Zeit zu Mittag essen werden, braucht es Räume und das sogenannte “Mittagsband” (es umfasst die Zeit von Mittagessen und Mittagspause) und diese ist in den Stundenplan fest integriert, eben als Band installiert. Aktuell ist das Mittagessen für die 1.-3. Klassen im Stundenplan integriert, häufig essen aber auch die Erstklässler erst in der 6. Stunde. Für viele der Erstklässler ist das anfangs eine große Umstellung, da in der Kita das Essen immer gegen 11:30 Uhr /12:00 Uhr eingenommen wurde.

Im jetzigen Speiseraum können bis zu 80 Kinder gleichzeitig essen, dazu kommen die drei Klassen, deren Gruppenräume auf der 2. Etage liegen und ihr Mittagessen aus Platzmangel im Gruppenraum einnehmen müssen. Das ist in unseren Augen kein optimaler Zustand, aber eben dem Platzmangel geschuldet. Denn: ursprünglich wurden mal 80 Kinder im eFöB betreut. Der Betreuungsbedarf wuchs an, der Platz blieb gleich und so essen heute knapp 400 Kinder in der 2. Etage – und sehr sicher werden es ab Sommer mehr.

Und die 5. und 6. Klassen?

Klar ist nämlich auch, dass nun auch für die 5. und 6. Klassen das Mittagessen in ihrem Stundenplan bis 13:30 Uhr eingeplant werden muss. Wir haben hier ein Konzept eines Stundenplans mit Mittagsbänder. Diese ziehen sich durch alle Klassen, was in unserem Beispiel hieße – alle Kinder haben bis ca. 13.35 Uhr ihr Mittagessen eingenommen.

Das Zauberwort hier heißt: “Rhythmisierung”. Das Mittagsband dient in einer idealen Welt der Einnahme eines ausgewogenen und gesunden Mittagessens als auch der Erholung und einer weitgehend frei wählbaren freiwilligen Beschäftigung in einer anregenden Umgebung. Daher muss die Mittagspause eine entsprechende Länge haben, um all den Bedürfnissen Rechnung zu tragen.

Vier Varianten ab dem 5.8.2019 – zwei Mittagsbänder für die Schüler*innen aller Klassen

Die Vorschläge unterscheiden sich in der Pausenlänge für die Lehrer*innen: 20, 15, 10 oder 5 min.

Der Schultag verlängert sich dadurch um die Zeit des Mittagessens (in den Beispielen 45 min + Lehrer*innenpausenlänge), und daher endet die Schule für die höheren Klassen dann auch erst um 15 Uhr.

Aber: die Schüler gehen gestärkt in die letzten 2-3 Stunden, denn mit Hunger lernt es sich nicht gut. Darüber hinaus ist sichergestellt, dass Kinder mit Beeinträchtigungen, die darauf angewiesen sind, dass ihnen beim Essen geholfen wird, auch in der Mitte des Tages essen können.

Für die Angebote im Hort ist das Ende des Schultages relevant, die sind primär für die 1.-4. Klassen konzipiert, eben weil die wenigsten Schüler der 5. und 6. Klasse noch einen eFöB -Vertrag haben, jedoch ab dem 1.8. ein Anrecht auf Mittagessen bis 13:30 Uhr.

Die Raumproblematik

Was nun die Räumlichkeiten betrifft- hier ist klar, dass zusätzliche Räume benötigt werden. Bei einer offiziellen Begehung vor den Osterferien mit Mitarbeitern vom Bezirk, von der Schule und vom Nachbarschaftsheim Schöneberg wurden sämtliche Räumlichkeiten im eFöB und in der Schule besichtigt, und auf der BEA (Bezirkselternausschuss) in der letzten Woche wurde verkündet, dass man eine Lösung für die Raumprobleme gefunden habe. Es gibt also Licht am Ende des Tunnels. Noch ist es nicht so hell, dieses Licht (mehr so ein Kerzenschein) aber wir sind optimistisch.

Denn: ob der Umbau der Räumlichkeiten bis zum Ende der Ferien so abgeschlossen werden kann, dass alle Schülerinnen und Schüler einen Platz am Tisch haben, ist bei der aktuellen personellen Lage in der Baubranche schwer zu beantworten.

Aber, hey – das Jahr ist noch jung, es sind noch

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bis zum 1. Schultag und: wir sind ja Optimisten.

Wie immer halten wir euch auch hier auf dem Laufenden! Stay tuned!